Der heutige Tag startet in Sylt, wo ich frühmorgens von unserer Ferienwohnung zum Bahnhof fahre, um den Zug nach Husum zu nehmen. Ich bin genug früh dort, aber der Zug ist verspätet. Als er endlich da ist, steige ich mit wenig anderen Fahrgästen ein; wir warten und warten, der Zug fährt einfach nicht los. Nach 20 Minuten erfahren wir von einem jungen Mann, dass nur der vordere Teil des Zuges losgefahren sei. Der hintere Teil blieb einfach in Sylt stehen. Infos gab’s null – nur die sich immer wiederholende Durchsage „Die Deutsche Bahn ist auch in schwierigen Zeiten für Sie da – mit der Bahn kommen Sie sicher an’s Ziel“ – das klingt schon fast wie Satire in dieser Situation.
Nun – es bleibt mir und den anderen betroffenen Fahrgästen nichts anderes übrig als auf den nächsten Zug zu warten, der eine Stunde später fährt; nicht so schlimm für mich, für andere aber, die in Hamburg auf Anschlusszüge müssen, aber schon.
Der Fahrt nach Husum ist gemütlich, immer wieder hält der Zug, die Landschaft ist eben und geprägt durch die vielen Windräder.
Um 09.45 Uhr kann meine Tour endlich starten. Da die Tour mit ca. 90 km heute nicht so lang ist, kann ich mit der Verspätung gut leben.
Von Husum geht’s Richtung Osten, Kiel ist mein Tagesziel. Wie erhofft weht heute ein ziemlich kräftiger Westwind, der mir ordentlich Schub gibt. So komm ich schnell voran. Ausserdem ist es topfeben, was eine zusätzliche Erleichterung ist – das wird eine easy Etappe, denke ich.
Nach ca. 40 km fahre ich durch eine grössere Ortschaft, in der ich eine Café entdecke. Nichts wie hin, dort gibt’s bestimmt Erdbeerschnitten. – Meine Erwartungen werden nicht enttäuscht. Allerdings muss ich zuerst die Hände desinfizieren, die Personalien angeben und dies natürlich mit Maske – die Deutschen sind da ziemlich pingelig, pingeliger als wir Schweizer.
Nach dieser kleinen Stärkung geht’s schnell wieder weiter. Der Wind ist mir weiterhin günstig gesinnt und die Windräder sind meine stetigen Begleiter.
Bei einem Monument aus Steinen halte ich kurz an und entnehme der Infotafel, dass es sich hier um eine Steinkammer handelt, welche als Grab benutzt wurde vor sehr langer Zeit.
Am Wittensee machen ich den Mittagshalt und esse mein Käsebrot.
Wenig später habe ich zum ersten Mal ein Stück Naturstrasse. Zuguterletzt verschmälert sich der Weg zu einem sogenannten „Single Trail“. Das ist Waldromantik pur – leider kommt man auf solchen Wegen aber nicht so zügig vorwärts.
Kurz darauf stosse ich an den NOK, den Nord-Ostsee-Kanal, der die Nordsee mit der Ostsee verbindet. Leider ist aber kein Durchkommen beim geplanten Weg und ich muss wieder umkehren und einen anderen Weg nehmen.
Bald darauf überquere ich den Kanal mit einer Fähre. Auf dieser Fähre herrscht Maskenpflicht, was ein bisschen absurd ist.
Das folgende Stück diesem Kanal entlang ist sehr schön. Einen Fischer, der hier angelt, frage ich, ob der Kanal Süss- oder Salzwasser führe. Brackwasser sei dies, und manchmal hätte es mehr und manchmal weniger Salz drin und es gebe hier Zander, Dorsch und in der Nacht Aal zu fangen. Wieder etwas klüger fahre ich weiter und bestaune die grossen Schiffe, die den Kanal durchqueren:
Dieser Kanal soll einer der am meisten befahrene Kanäle sein, lese ich auf einer Informationstafel. Die Schiffe ersparen sich damit einen grossen Umweg.
Es ist nun nicht mehr weit bis nach Kiel, der nördlichsten Grossstadt Deutschlands. Um 15.30 Uhr treffe ich beim gebuchten Hotel in Kiel ein, dem Hotel Steigenberger.
Nach einer Dusche mache ich mich auf – ich möchte genügend Zeit haben, diese berühmte Stadt zu besichtigen. Ich bin aber ein bisschen enttäuscht: von der angekündigten Altstadt ist fast nichts zu sehen; denn leider wurde auch Kiel wie so viele andere deutsche Städte im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört.
Schöne Ausblicke bieten sich mir aber am Hafen. Von hier fahren z.B. Fähren nach Göteborg in Schweden.
Auf dem Rückweg zum Hotel mache ich noch eine Foto von der Nicolai-Kirche. Die roten Backsteine sind typisch für die Häuser hier ganz im Norden Deutschlands.
Im hoteleigenen Restaurant nehme ich nach diesem Stadtrundgang das Abendessen ein. Wienerschnitzel, ganz lecker. Ich bin der einzige Gast an diesem Abend, so hat der Kellner Zeit, mit mir ein bisschen zu plaudern und ich schreibe nachher zum Kaffeee an meinem Blog.
Fakten 1. Etappe: Husum-Kiel
Strecke: 93.2 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 18.6 km/h
bergauf/bergab: 530 m
Der heutige Tag beginnt mit einem Corona-Frühstück im Hotel, wo ich übernachtete. Ich erscheine genau um 7.00, um das vereinbarte Zeitfenster einhalten zu können. Am Buffet muss ich die Maske überziehen; Käse, Wurst, Müsli etc. ist alles schön in kleinen Portionen in Folie abgepackt und die Bediensteten kümmern sich eifrig um die drei Gäste. Was für ein Aufwand!
Punkt 8.00 Uhr fahr ich los. Zum Abschied mache ich nochmals eine Foto von Kiel. Man beachte das schräg gebaute Haus im Hintergrund. Macht eine solche Architektur Sinn, frage ich mich.
Zuerst geht’s vielbefahrenen Strassen entlang. Als ich ein Rotlicht überfahre bei einer Strassenquerung ohne Verkehr, werde ich von einem jungen Mann, der auf der anderen Seite brav wartete, angeschnauzt: „Die Strassenverkehrsordung kennst du nicht?“ Ich bin perplex, erstens weil ich einfach so geduzt werde und zweitens, weil ich diese Reaktion nicht erwartete.
Nach ca. einer Dreiviertelstunde bin ich endlich wieder im Grünen, das gefällt mir nun besser. Die Sonne scheint und es ist merklich wärmer als an den vorherigen Tagen.
Es ist welliger als am Vortag und auch ziemlich windstill, so dass ich nicht so rasant vorwärtskomme. Bald schon erreiche ich einen See, den Dobersdorfersee, der touristisch nicht erschlossen ist, er liegt wohl in einem Naturschutzgebiet.
Ich umrunde ihn auf einem schön angelegten Weg, der durch einen Wald führt.
Nach ca. 2. Stunden Fahrzeit erreiche ich den Selentersee, an dem ich meine erste Pause mache.
Dieser See soll sich in Privatbesitz befinden, lese ich auf einer Schautafel und staune: ein so grosser See in Privathänden?
In der Ortschaft Selent mache ich meinen obligaten Kaffeehalt. Diesmal gibt’s Pflaumenkuchen – auch lecker!
Auf der Weiterfahrt mache ich einen kurzen Halt beim eindrücklichen Hohenhof.
Bei dieser Ansicht sieht man das Torhaus mit einer Allee zum Gutshaus. Ich getraue mich, durch das Tor zu fahren und erblicke nun 2 riesige Ökonomiegebäude, eines zur linken, das andere zur rechten:
Mit diesen Eindrücken setze ich meine Fahrt fort. Wie am Vortag fahre ich meist auf Nebenstrassen und wenn ich auf Hauptstrassen fahre, hat es meist Fahrradwege.
Es ist eine sehr abwechlungsreiche Tour heute mit vielen Sehenswürdigkeiten. Einen weiteren See erreiche ich bei der kleinen Stadt Eutin. Hier mache ich meine Mittagsrast und setze mich auf eine Bank am See.
Eutin selbst ist eine aparte Stadt mit einem schönen Marktplatz.
Carl Maria von Weber, der grosse deutsche Komponist und mein Namensvetter ist in dieser Stadt geboren. Das „von“ trägt er unrechtsmässig lese ich abends über ihn, als ich mich näher informiere.
Nach der kurzen Mittagspause fahr ich bald wieder los, ich möcht ja genügend Zeit haben für die Besichtigung von Lübeck, meinem heutigen Etappenziel.
Nach ca. 1 1/2 Stunden erreiche ich die Ostsee und gerate mitten in die Badetouristen, die zuhauf die Strände bevölkern. Alle Strandkörbe sind vergeben, höre ich von der Strandkorbvermieterin. Offenbar bin ich an einem sehr beliebten Badestrand gelandet.
In der Folge fahre ich der Küste entlang – ich bin nun wohl auf der Ostseefahrradroute. Es hat extrem viele Touristen hier und auch der Fahrradweg ist sehr bevölkert.
Bald verlasse ich die Ostseeküste aber wieder – trotzdem: der kurze Abstecher hat sich gelohnt; der kürzeste Weg nach Lübeck hätte nicht an die Ostseeküste geführt.
Bald schon erblicke ich die Kirchtürme von Lübeck – auch Stadt der 7 Türme genannt.
Bald schon bin ich im Hotel Ko15 am Koberg, welches sich mitten in der Innenstadt befindet. Nach einer Dusche und einem kurzem Nickerchen mache ich mich auf, ein wenig die Innenstadt zu erkunden. Als ich aus dem Hotel trete, bietet sich mir ein Glockengebimmelspektakel:
Ich schlendere Richtung Marktplatz, der sich inmitten dieser rundum von Kanälen umgebenen ausserordentlich schönen Stadt befindet. Unterwegs bewundere ich einen Spray-Künstler, der die Bilder gleich vor Ort sprayt.
Natürlich muss ich auch noch das Holstentor aufsuchen, das Wahrzeichen der Stadt.
Im Holstenhafen, tummeln sich Stand-Up-Paddler und Tretbötler:
Natürlich hätte diese Stadt noch mehr Sehenswertes zu bieten, aber da ich hungrig bin und ja noch den heutigen Blog schreiben will, spaziere ich zum Hotel zurück und setze mich in die Pizzeria, die zum Hotel gehört, beginne am Blog zu schreiben und freue mich auf die Spaghetti Bolognese.
Fakten 2. Etappe: Kiel-Lübeck
Strecke: 99.5 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 15.4 km/h
bergauf/bergab: 1’000 m (soviel?)
Zuerst fahre ich auf dem gleichen Weg, auf dem ich am Vortag gekommen bin. Auf der Brücke, die die Trave überquert, mache ich wieder ein Bild
Dann geht’s relativ unspektakulär Richtung Travemünde, meist der Bahn oder der Trave entlang. Als ich in Travemünde ankomme, habe ich kaum Zeit, mich gross umzusehen, da eine Fähre bereitsteht, die Autos, mich und andere Fahrradfahrer auf die andere Seite bringt.
Dort fahre ich ein Stückchen der Hafenmauer entlang und halte bei einem grossen Bilderrahmen.
Als kurz darauf zwei Fahrradfahrerinnen – etwa so alt wie ich – hinter den Bilderrahmen stehen und mich fragen, ob ich Sie fotografieren könne, merke ich erst, wie die Sache mit dem Bilderrahmen wohl gemeint ist. Natürlich machen sie danach auch eine Foto von mir. Somit bin ich auch einmal im Bild.
In der Folge verläuft der Ostseeradfernweg, dies ist die offizielle Bezeichnung, auf Naturstrassen. Das ist zwar idyllisch, aber sehr holprig.
Die beiden Radfahrerinnen von vorhin überholen mich, sie habe E-Bikes und fahren auch bis Wismar. Kurze Zeit später sehe ich sie wieder, denn sie haben bei einem sogenannten Strandzugang angehalten.
Immer wieder hat es solche Strandzugänge und bei einem mit einem gedeckten Rastplatz mache ich eine kurze Pause, trinke Orangensaft und esse ein wenig Studentenfutter.
Es ist sehr schön hier und an diesem Strandbschnitt hat es nur wenige Leute.
Die heutige Tour ist aber keinesfalls topfeben, immer wieder gibt es kleinere oder grössere Wellen, die ich „schlucken“ muss; bei einer muss ich sogar vom Rad steigen und schieben, so steil ist es. Dafür werde ich oben mit einer wunderbaren Aussicht belohnt.
Nicht immer führt der Radweg der Ostsee entlang, manchmal entfernt sich der Radweg auch von ihr.
Immer wieder fahre ich an Strandabschnitten vorbei, wo gebadet wird. Es ist aber oft sehr flach, die Leute stehen meist nur im Wasser; vielleicht ist es aber einfach nur zu kalt.
Die heutige Etappe ist mit knapp 80 km ziemlich kurz für meine Verhältnisse; so komme ich schon um 15.00 in Wismar, meinem heutigen Etappenziel, an. Es war eine ausserordentlich schöne Etappe, bestimmt eine der schönsten, die ich je gemacht habe.
Nach Dusche und obligatem Nickerchen, heute auch Powernap genannt, mache ich einen kleinen Stadtrundgang. Wismar ist kulturhistorisch eine sehr interessante Stadt, die mir sehr gefällt. Die eindrücklichen Kirchen sind im sogenannten Backstein-Gotik Stil gebaut.
Voller Eindrücke schlendere ich Richtung Hotel zurück und mache noch einen Abstecher zum alten Hafen.
Ein sehr schöner Tag geht damit zur Neige. Ich bin froh, dass ich die 1.-August-Knallerei heute nicht miterleben muss und bestimmt bald ruhig schlafen kann.
Fakten 3. Etappe: Lübeck-Wismar
Strecke: 79 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 14.3 km/h
bergauf: 700 m
Als ich heute um halb sieben aus meinem Hotelfenster gucke, ist der Himmel grau, und es hat wohl geregnet in der Nacht, denn die Strassen sind ein wenig nass.
Auch in diesem Hotel gibt’s um 7.00 Uhr Frühstück. Ich bin – wie meist – der erste, der im Frühstücksraum auftaucht, es ist wieder ein „Corona-Frühstück“, diesmal muss man sogar Vinyl-Handschuhe benutzen, wenn man sich am Buffet bedienen möchte; das ist sehr gewöhnungsbedürftig.
Um 08.00 Uhr fahr ich los. Ich verlasse den Ostseefernradweg und fahre heute Richtung Südosten. Ziel ist Waren am Müritz in der Mecklenburgischen Seenplatte.
Die Etappe beginnt unspektakulär, gemütlich gondle ich durch die graue, ländliche Landschaft. Der erste grössere Ort, den ich erreiche, ist Warin, es ist aber noch zu früh für eine Kaffeepause, weshalb ich nur kurz eine Foto mache und gleich wieder weiterfahre.
Nach Warin führt der Weg längere Zeit durch ein bewaldetes Gebiet. Die Route ist ziemlich coupiert in diesem Abschnitt, ein ständiges Auf und Ab.
Es ist sehr feucht, die Strassen sind immer noch nass und plötzlich beginnt es heftig zu regnen. Ich kann mich unter einen Baum flüchten, wo ich schnell meine Regenkleider überziehe.
Das ist nicht weiter schlimm, denn es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung und ich habe ja eine ganz neue, tolle Schöffel-Regenjacke. Wie vermutet, hört es auch bald wieder zu regnen auf – ich zieh die Regenklamotten aus, nur um sie später wieder überzuziehen, weil es wieder zu regnen beginnt.
In Sternberg, der nächsten grösseren Ortschaft, möchte ich endlich die fällige Kaffeepause machen.
Ich habe aber kein Glück. Der Gasthof, der Kaffee und Kuchen auf einem grossen Schild ankündigt, ist zwar offen, bedient wird aber erst um 11.30 Uhr, muss ich erfahren. Enttäuscht und auch ein bisschen verärgert fahre ich weiter, hatte ich doch extra die Regenklamotten ausgezogen.
Muss ich den heutigen Kuchen wohl ganz abschreiben? Und dies an einem Sonntag, wo’s traditionellerweise Kuchen gibt?
Unverhofft komme ich doch noch zu Kaffee und Kuchen. In Dobbertin am Dobbertiner See fahre ich an einer Konditorei mit Café vorbei. Ohne die Regenkleider auszuziehen, setze ich mich auf der gedeckten Terrasse an einen Tisch und geniesse das erste Highlight an diesem Tag.
Voller Elan nehme ich meine Reise wieder auf. Dass sich meine Fahrradroute nun während ca. 10 km auf einer stark befahrenene Bundesstrasse befindet, ist ziemlich unangenehm, immerhin geht es nun ganz flott voran und bald schon erreiche ich das Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte.
Der erste See der Meck-See-Platte, den ich erblicke, ist der Plauer See. An seinem Ufer hat sich eine riesige Kolonie von Wildgänsen niedergelassen; grob geschätzt sind es sicher ca. 500 Stück.
Der See präsentiert sich heute aber grau in grau und nicht plau. Wenig später führt der Radweg direkt durch einen Camping-Platz, wo sich Wohnmobil an Wohnmobil reiht.
Die Route ist nun interessanter, auch das Wetter ist wieder besser. In Alt-Schwerin fahre ich an einem Museum für Landwirtschaft vorbei, dem Agroneum. Von aussen erblicke ich ein Monstergefährt, was das wohl ist?
Wie diese Maschinen gebraucht wurden? „Zwei Lokomobile stehen sich auf Feldrändern gegenüber und ziehen mit Drahtseilen den Pflug hin und her“ lese ich auf der Schautafel. Interessant.
Man merkt nun, dass diese Gegend ein Fahrradparadies ist; die Wege sind wunderbar und alles ist gut beschildert.
So komme ich ohne Langeweile an mein Ziel, dem Hotel am Tiefwarensee in Waren. Es liegt etwas ausserhalb dieser schönen Kleinstadt. Um 17.00 Uhr checke ich ein, nachdem ich heute 120 km gefahren bin – das ist ziemlich viel. Dementsprechend bin ich müde und lege mich nach der Dusche kurz aufs Bett, wo ich sogleich einnicke, der Schlaf dauert 17 Minuten, dann weckt mich mein iPhone, denn ich muss mich bereitmachen für das Nachtessen, das ich um halb sieben im Hotel einnehmen darf. Es gibt Maishähnchenbrust mit Risotto, sehr lecker zubereitet.
Für eine Besichtigung von Waren bin ich zu müde, das mache ich morgen früh, dafür geniesse ich den Blick aus dem Fenster dieses sympathischen Hotels und schreibe meinen heutigen Blog fertig.
Fakten 4. Etappe: Wismar-Waren
Gefahrene Strecke: 121 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 15.8 km/h
bergauf: 1’150 m
bergab: 1’080 m
Punkt 07.00 Uhr finde ich mich heute im Frühstücksraum ein. Ich könnte draussen frühstücken, aber das ist mir doch noch zu frisch.
Es ist schon ein Herr da, er ist etwa in meinem Alter. Wir kommen ins Gespräch. Er ist auch passionierter Radfahrer und momentan hier in Waren in den Ferien. Er schwärmt von den Fahrradtouren, die man in der Gegend der Mecklenburgischen Seenplatte machen kann.
Ich breche um 08.00 Uhr auf. Doch zuerst mache ich noch einen kurzen Rundgang durch die schmucke Kleinstadt Waren, die am nördlichen Ende der Müritz liegt; so heisst dieser See, der der grösste Binnensee Deutschlands ist. Der Bodensee ist noch grösser, der gehört zum Teil aber auch uns Schweizern.
Kurz nachdem ich Waren Richtung Süden verlassen habe, durchquere ich schöne Landschaften.
Bald schon befinde ich mich im Müritz-Nationalpark. Die Fahrradwege sind jetzt Naturstrassen, aber schön glatt, so dass ich trotzdem ganz zügig vorankomme. Es ist wunderbar hier, fast noch niemand unterwegs, nur ein Park-Mitarbeiter fegt mit seinem Besen den Fahrradweg, was mich sehr erstaunt.
Fast zwei Stunden bin ich unterwegs in diesem Park und geniesse es, es ist sehr ruhig und die Luft ganz rein, ein toller Start in den Tag.
Weiter südlich komme ich wieder auf landschaftlich kultiviertes Gebiet; es ist auch hier schön.
Nachdem ich ca. 40 km gefahren bin, beginne ich wieder an Kaffee und Kuchen zu denken. Ich habe aber wenig Hoffnung, dass meine Wünsche erfüllt werden, denn die Gegend, die ich durchfahre, ist kaum besiedelt. Doch ich habe wieder Glück: gerade als ich so richtig hungrig werde, werde ich in einem kleinen Dorf vom einLADEN eingeladen.
Es gibt zwar keine Erdbeerschnitten oder Pflaumenkuchen hier, aber der Käsekuchen ist auch ganz lecker.
Auf der Weiterfahrt bringt mich eine muhende Kuhherde zum Schmunzeln.
Bald erreiche ich Rheinsberg. Das ist ein grösserer, touristischer Ort mit schönem Schloss am Grienericksee und einem barocken Lustgarten, der für Friedrich den II. angelegt wurde. Leider habe ich zuwenig Zeit, Schloss und Garten genauer zu besichtigen. Immerhin mache ich ein Bild von aussen.
Die Fahrradroute führt auch in dieser Gegend meist schön angelegten Fahrradwegen entlang. Nur manchmal sind die Wege auch sehr holprig, weil Wurzeln den Asphalt anheben und so unangenehme Rillen entstehen. Der Wald ist hier eine Monokultur, lauter Föhren. Ist das im Sinne des Erfinders?
An einem weiteren See – es wimmelt hier von Seen – mache ich meine Mittagspause. Es ist schon 14.00 Uhr und ich bin schon 85 km weit gefahren. Ich esse ein vertrocknetes Brötchen, einen Getreideriegel und ein paar Cashewnüsse.
Der letzte Abschnitt bietet wenig neue Eindrücke. Gegen Ende der Etappe fahre ich längere Zeit einer Bundesstrasse mit sehr viel Verkehr entlang. Zum Glück habe ich einen perfekten Veloweg und Rückenwind. So komme ich früher als geplant in Oranienburg an.
Das Wahrzeichen dieser im Einzugsbereich von Berlin liegenden Stadt mit ca. 40’000 Einwohnern ist das Schloss Oranienburg.
Die Stadt Oranienburg liegt an der Havel, also im Havelland, das ja Schauplatz von Fontanes berühmten Gedicht ist, welches so beginnt:
Herr von Ribeck auf Ribeck im Havelland,
ein Birnbaum in seinem Garten stand, …
Ganz zum Schluss meiner Etappe fahre ich noch ein Stückchen diesem Fluss entlang, bevor ich im Hotel an der Havel absteige. Eine sehr schöne Etappe findet somit ihr Ende.
Morgen werde ich noch das kurze Stück bis Berlin zurücklegen, mich in Berlin ein wenig umschauen und dann den Zug zurück nach Zürich nehmen.
Fakten 5. Etappe: Waren-Oranienburg
Strecke: 125 km
Fahrzeit: 7 Std. 10
Durchschnittsgeschwindigkeit: 17.5 km/h
bergauf: 970 m (so viel? es war ja meist eben!)
bergab: 1000 m
tiefster Punkt: – 40 m (das ist wohl ein Messfehler!)
Die heutige Etappe ist mit 30 km sehr kurz. Da ich genügend Zeit habe, bis um 13.28 Uhr mein ICE-Zug in Berlin wegfährt, habe ich an diesem Morgen keine Eile. Um 8.30 Uhr fahre ich in Oranienburg los. Auf direktestem Weg geht’s nach Berlin. Die heutige Etappe ist nicht das Highlight dieser Tour, meist geht es auf Velostreifen od. Velowegen entlang einer stark befahrenen Strasse Richtung Süden.
Nach wenigen Kilometern überquere ich die Havel und entdecke sogar einen Schwimmer in den Fluten.
Vor allem, wenn der Velostreifen auf dem Bürgersteig angelegt ist, muss man ziemlich aufpassen, abbiegende Autos, Fussgänger etc. sind immer eine Gefahr; ich fahre dementsprechend vorsichtig und langsam.
Ca. 15 km vor meinem Ziel, dem Brandenburgertor, entdecke ich das Ortschild von Berlin am Strassenrand. Nun bin ich also in Berlin, das erste Mal in meinem Leben.
Es geht aber noch eine ganze Weile, bis ich am Brandenburgertor eintreffe. Um 11.00 Uhr ist es soweit.
Da ich noch ziemlich viel Zeit habe, bis mein Zug fährt, fahr ich noch ein bisschen im Regierungsviertel herum, entdecke die Schweizer Botschaft, den Reichstag, fahre ein wenig der Spree entlang und lande schliesslich beim Bahnhof in einem Café, wo ich mit W-Lan die Zeit totschlage.
Eine tolle Fahrradtour geht somit zu Ende. Gerne möchte ich ein andermal von Wismar auf dem Ostseefernradweg weiter ostwärts fahren, er führt ja bis zu den baltischen Staaten.
Wie zu Beginn meiner Tour verschafft mir die DB noch eine kleine Aufregung zum Abschluss. Die Wagenreihenfolge ist umgekehrt wie angekündigt, ich stehe deshalb am falschen Zugsende, als ich einsteigen will. Ich schaffe es aber doch noch – nachdem ich mich durch das Menschengewühl durchgekämpft habe – im richtigen Wagen einzusteigen, um danach gemütlich mit W-Lan meinen heutigen Blogeintrag zu schreiben.
Fakten 6. Etappe: Oranienburg-Berlin (Brandenburger Tor)
Strecke: 31.5 km
Fahrzeit: 2 Std. 8
Durchschnittsgeschwindigkeit: 14.4 km/h
bergauf: 250 m
bergab: 240 m